Ballade
Die Ballade „The Famous Flower of Servingmen“ stammt aus der Feder von Laurence Price, veröffentlicht Juli 1656. Im Lauf der Zeit hat der Text viele Veränderungen erfahren, wurde länger, kürzer, mit anderen Balladen vermischt, vertont. (In einigen Fassungen kommt ein Kind vor, das ebenfalls getötet wird. Das hat mich seinerzeit auf eine falsche Fährte gelockt – Mir, mir ist kein Leid geschehen/aber das Kind in meinen Armen/haben sie mir gemordet/möge sich Gott der Unschuld erbarmen -, aber der Text spricht eindeutig nur von einer Person, die ermordet und begraben wird.) Die unten stehende – englische – Version basiert laut der Autorin, auf der von Martin Carthy gesungenen Fassung .
Quellen 1, 2, 3, 4
Mein Liebster baut mir ein trauliches Nest
in einem Blumengarten.
Es waren die Tage wie Rosen,
die Nächte ein seliges Fest.
Doch weh! In meiner Mutter Herz
sind Hass und Neid erwacht.
Mein Liebster ward drum erschlagen
von Mördern in dunkler Nacht.
Mir durften sie kein Leides tun,
doch er – er starb in meinen Armen,
das blutige Laken sein Leichentuch –
möge sich Gott seiner Seele erbarmen.
Mit der nämlichen Klinge, die ihn schlug,
hab ich den Liebsten begraben,
begrub ihn alleine in selbiger Nacht,
hielt alleine die Totenwacht.
Und glaubt es wohl, mein Herz war schwer,
vor Kummer und großem Leid.
Und glaubt es wohl, es brach vor Gram,
als ich endlich Abschied nahm.
Nun will ich mich kleiden wie ein Mann
will tragen ein gutes Schwert,
will sein des Königs treuer Vasall,
nicht Eleanor, sondern Sir William.
Ich diente dem König Jahr und Tag,
belehnt mit des Kämmerers Amt,
gesetzt über Ritter und Fürsten all –
so ward ich des Königs treuer Vasall.
Doch wenn die Lichter erloschen,
verklungen der Stimmen Hall,
wache ich einsam in Kummer und Leid,
allein, des Königs treuer Vasall.

Es reitet der König aus zur Jagd,
ohne der Höflinge bunte Schar,
die weiße Taube verlangt ihn zu finden,
die Taube, die er im Traume sah.
Es reitet der König aus zur Jagd,
ohne Jauchzen und Hörnerschall,
hört’s in den Lüften raunen: „Eleanor!
Wehe, des Königs treuer Vasall!“
Beim Haselstrauch, wo die Taube saß,
zügelt der König sein schwarzes Ross.
„Sag an, was klagst und weinst du um ihn,
der mir der liebste Genoss?“
Oh! In ihrer Mutter Herz
sind Hass und Neid erwacht.
Ihr Liebster ward drum erschlagen
von Mördern in dunkler Nacht.
Die Taube erzählt dem König Eleanors Schicksal und enthüllt ihm ihre Identität:
Sie hat sich gekleidet wie ein Mann,
getragen ein gutes Schwert
und ward des Königs treuer Vasall:
nicht Eleanor, sondern Sir William.
My love built me a bonny bower
So sweetly set with the lily flower
A finer bower you never did see
Than my true love he built for me.
(Her love built her a bonny bower
All covered over with lily flowers
Where they might rest them all the day
In loving sport and sporting play.)
It was my mother’s deadly spite
For she sent thieves in the dark of the night
Put my servants all to flight
They broke my bower, they slew my knight.
They swore to do me no harm
But they slew my baby in my arms
Left me naught to wrap him in
But the bloody sheet that he lay in.
They left me naught to dig his grave
But the bloody sword that slew my babe
They left me naught to wrap him in
But the bloody sheet that he lay in.
And think you not my heart was sore
As I laid the mold on his yellow hair?
And think you not my heart was woe
When I turned about, away to go?
I cut my hair, I changed my name
From Fair Eleanor to Sweet William
Went to court to serve my king
As the famous flower of servingmen.
So well I served my lord the king
That he made me his chamberlain
He loved me as his own son
The famous flower of servingmen.
But at night, to myself alone
It’s there I sit and grieve my song:
Alas the day that I became
The famous flower of servingmen.

Our king is to the hunting gone
Taking no lords nor gentlemen
To follow after the white dove
He’s hunted over hill and grove.
He’s hunted up, he’s hunted down
As through the wood it made it’s moan:
Alas the day my love became
The famous flower of servingmen!
The king stood fast, all in amaze
So loud unto the dove he says:
„Come, pretty bird, what means this rain
This mourning for my servingman?“
O, it was her mother’s deadly spite
For she sent thieves in the dark of the night
Put her servants all to flight
They broke her bower, they slew her knight.
The dove told all of Eleanor’s story again to the king, up to:
She cut her hair, she changed her name
From Fair Eleanor to Sweet William
Went to court to serve her king
As the famous flower of servingmen.
Anmerkung zu babe/baby: „Als Kosewort für den Geliebten ist es möglicherweise bereits 1839 belegt, jedenfalls bis 1901 (OED schreibt, „der Grad der Umgangssprache in den Beispielen des neunzehnten Jahrhunderts ist schwer bestimmbar“).“ Quelle Thomas von Ercildoun lebte von 1220 bis 1298, die Ballade entstand 1656. Entweder irrt das Lexikon, oder nach Art der Stillen Post sind bei der mündlichen Weitergabe ein paar Dinge durcheinander geraten.